04.03.2020
Die Worte sind historisch, das Thema aktueller denn je: „Meines Erachtens ist die notwendige Wiedervereinigung oder besser: Neuvereinigung des Wohnens und Werkens ein besonders dringendes Problem.“ Was sich in Hans Scharouns Vorlesungsnotizen vom 23. Juni 1952 lesen lässt, wird ganz ähnlich auch seit Jahren wieder heiß diskutiert: Wohnen und Arbeiten unter einem Dach zu kombinieren. Wer ein solches Zitat an den Anfang eines Buches stellt, das sich in geradezu exzessiver Manier historischer Grundrisse annimmt, der möchte mehr als einfach nur Licht auf ein Kapitel der jüngeren Architekturgeschichte werfen. In der Tat betonen Markus Peter und Ulrike Tillmann gleich auf der ersten Seite ihrer aufwändig ausgestatteten Publikation, dass es ihnen um nicht weniger geht, als „ein neues Kapitel der Grundrissforschung“ zu schreiben. Sie versuchen am Beispiel von Scharouns großartigen Wohnhochäusern Romeo und Julia (1954–59) in Stuttgart-Zuffenhausen die „Kooperationen von Forschern und Entwerfern und deren Verzweigungen in angrenzende Wissenschaften“ nachzuzeichnen, die einem solchen ambitionierten Bauprojekt zu Grunde liegen. Denn einerseits agierte Scharoun innerhalb der damaligen Diskurse...
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